Willkommen in Madagaskar!

Schon vom Flugzeug aus kann man die Lehmstraßen sehen, die kleine Ansammlungen von Häusern miteinander verbinden. Die von Palmen gesäumte, brüchige Landebahn ist der erste direkte Berührungspunkt, den der internationale Besucher mit Madagaskar hat. Je eine Start- und Landebahn reicht völlig aus, um den Flugverkehr abzuwickeln. Mein Flieger zum Beispiel hatte einen Zwischenstopp in Mauritius. Mit der Auswirkung, dass von den ca. 400 Passagieren auf der letzten Etappe nach Antananarivo nur noch 20 übrig waren. Anscheinend ist Mauritius ein beliebteres Flitterwochenziel als die Hauptstadt von Madagaskar. Immerhin gibt es in Mauritius Strand, was man hier im Hochland vergebens sucht.

Das heißt aber nicht, dass das Gebiet rund um Tana (Kosename für Antananarivo) nicht auch seinen Charme hat. Auf der Fahrt vom Flughafen zur Unterkunft fährt man an unzähligen kleinen Läden und Marktständen am Straßenrand vorbei. Hier kann man günstige Lebensmittel und andere nützliche Dinge für den Haushalt kaufen. Vorausgesetzt, man versteht die meist nur madagassisch sprechenden Verkäufer. Die Vororte von Tana sind meistens auf Hügeln errichtet. In den Tälern dazwischen befinden sich Reisfelder. Schließlich ist Reis in Madagaskar das Grundnahrungsmittel Nummer Eins. Oft sieht man auf den kleinen Hügeln, die die Reisfelder voneinander trennen, aufgestapelte Ziegelsteine. Aus dem Lehm, den es hier überall gibt, können sie gut hergestellt werden. Demnach sind auch fast alle Häuser aus den rotbraunen Steinen gebaut.

Für seine außergewöhnlichen Tiere ist Madagaskar bekannt. Also könnte man annehmen, dass mir gerade fünf Lemuren über die Schulter gucken, während ich diese Worte tippe. Ich hab mich gerade umgedreht: dem ist nicht so. Die interessantesten Tiere, die ich bis jetzt gesehen habe, sind zwei Eidechsen, unsere WG-Mitglieder, und Zebus. Letzteres sind einfach Rinder mit Buckel. Für Lemuren muss man vermutlich in einen der Nationalparks fahren.

Und es ist natürlich ganz anders als in Deutschland. Die Menschen haben einen anderen Lebensstandard und eine andere Lebensweise, aber so ist das halt. Man arrangiert sich. In Deutschland wäre es fast der Weltuntergang, wenn das Wasser abgestellt wird oder man vier Busse vorbeifahren lassen muss, weil die Leute förmlich raus quellen. In Madagaskar stellt man sich darauf ein und erwartet es. Man füllt Flaschen mit Leitungswasser und läuft dann halt.

Ich habe noch viel Lernbedarf, was die madagassische Lebensweise angeht. Mit der deutschen Art, Probleme zu lösen, kommt man manchmal einfach nicht weiter. Die meisten Leute, mit denen ich arbeiten werde, sind Madagassen. Und sie sind gegen uns drei deutsche Freiwillige eindeutig in der Überzahl. Also müssen wir von ihnen lernen und uns anpassen. Das ist ein Prozess, aber sicherlich machbar.

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